V. Von dem Puch-Werck und Ertz-Waschen.

[178] Man trifft in denen Berg-Wercken gar selten das Ertz gäntzlich rein an, sondern es ist dasselbe mehrentheils mit Berg oder Gestein vermischet, derohalben solches, ehe es geröstet und geschmeltzet wird, zu Ersparung derer Unkosten, so auff Holtz, Kohlen und dergleichen gehen, gepuchet, und über dem Plan-Herd gewaschen werden muß, damit der unnütze Berg von dem guten Ertz komme. Gedachtes Puch- und Wasch-Werck ist zwar ein niedriges doch ziemlich weites, langes und mit vielen Fenstern, weilen solche Arbeit einen hellen Ort erfodert, versehenes Gebäu, welches gemeiniglich eine Wand unterscheidet, doch kan man, vermittels einer Thür, aus einem Theil in das andere kommen. In dieser einen ist das Puch-Werck mit vielen oder wenigen Puch-Stempeln, nachdem das Puch-Rad von einem starcken oder schwachen Wasser umgetrieben wird, angeleget und werden die Stempel von denen in die Welle gemachten Hebärmen oder Geblingen einer nach dem andern auffgehoben; es ist aber an einem jeden derselben unten ein, in die sieben und funffzig Pfund schweres, Eisen befestiget, welches die in dem mit starcken[178] eisernen Blech an denen Seiten beschlagenen und unten mit einer eisernen drei Zoll dicken Unterlage belegten Puch-Trog gestürtzete Ertze, naß oder trocken nachdem es die Nohtdurfft erfordert, klein puchet oder stosset. Ist nun also das Ertz trucken gepochet worden, so wird solches hernach entweder durch ein Sieb mit einem drähternen Boden gerädet, oder durch einen Durch-Wurff oder Durch-Schlag mit einem vor besagten Boden geworffen, hingegen wenn man Wasser in den Puch-Trog lässet, und auff solche Art naß puchet, fliesset mit dem Wasser aus dem Troge das ab- oder klein gepuchte Ertz durch das so genannte Vorsetz-Blech, welches ein von Meßings-Drat gemachter Durch-Schlag ist, und wird von dar in den Schlemm-Graben, oder einen von Holtz gemachten Kasten, gebracht, alwo man dasselbe so lange schlemmet, biß es reine ist, alsdenn solches den Nahmen Hedel und grober Schlich bekömmet, das zurück gebliebene Abgeschlemmete aber, so noch Ertz bei sich führet, heisset Schlemm-Graben und wird auch folgender massen abgeleutert oder gereiniget. Es sind in dem andern Theil des anfänglich gedachten Gebäues unterschiedene von Holtz gemachte Werck-Stätte, die man Plan-Herde nennet, weilen darauff viele Planen oder grobe leinwandene Tücher liegen, auff solche Herde bringen die Puch-Bediente den Schlemm-Graben, und waschen denselben über die Planen, wodurch das gute sich in die obersten Tücher setzet, welche alsdenn in denen Schlich-Fässer ausgewaschen werden, damit der Schlich aus denen Planen komme, und zu Boden falle. Dieser Schlich wird Schlamm-Schlich, zum Unterschied des vor gemeldeten groben Schlichs, genennet. Von diesem guten Schlich lauffet auch etwas auff die mittelsten und untersten Planen, weilen er aber unrein ist, so wird derselbe ebenfalls auff vor besagte Art geläutert, was denn in solcher Arbeit gäntzlich von denen Planen abrollet, und unter den Plan-Herd läuffet, ist mehrentheils ein unnützes und unartiges Wesen welches die Berg-Leuthe ihrer besondern Redens-Art nach, Affter heissen. Dieses fliesset mit dem Wasser in die vor dem Puch-Wercke vorhandene Kasten, Affter-Gefälle genannt, in welche sich dasselbe setzet, alsdenn man solches ausschläget, und es zusammen[179] auff einen Hauffen wirfft, alda solcher Hauffe so lange liegen bleibet, biß in dem Puch-Werck nicht mehr mit Ertz kan gefodert werden, da denn endlich solcher Affter wieder gepuchet, und über dem Herd gearbeitet wird, weilen sich unter demselben noch etwas weniges Ertz befindet. Vor gedachte Puch- und Wasch-Arbeit wird unter der Auffsicht eines Puch-Steigers von alten betagten Leuthen und Mägdlein, mehrentheils aber von Knaben, verrichtet, welche man Puch-Jungen nennet, und gemeiniglich sehr lose Schälcke sind, mit denen ein Curiosus, wenn er das Puch- und Wasch-Werck besiehet, gar leicht anlauffen kan, massen dieselbe Betlen wohl gelernet haben, giebet er nun einem oder mehr etwas, so hat er die andern alle auff dem Halse, als welche auch dergleichen haben wollen, erhalten sie aber nichts, so lachen sie denselben aus, und lauffen davon, wovor ein Curiosus selten Revange bekömmet, weilen es hernach niemand gethan hat, und zu Zeiten auch der Puch-Steiger seinen Puch-Jungen durch die Finger siehet, derowegen dieses die beste Revange ist, wenn er zur Lust etwas kleine Müntze, daß es die Jungen sehen, auff die Erde wirffet, da denn dieselben nicht ermangeln, über dem Aufflesen einer dem andern die Haare mit denen Fingern auszukämmen, zumahl, wenn etliche darzu lauffen, denen vorhero schon etwas mitgetheilet worden, indem dieselbe nicht mit auffraffen sollen, welcher Zanck denn ohne Haar-Collation und Schläge nicht abgehet, wie ich öffters gesehen haben.

Quelle:
Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz=Wald [...], Nordhausen 1899 [Nach der Ausgabe Nordhausen 1703], S. 178-180.
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