Zwölfter Auftritt.

[103] Zimmer in Rochus Hause. Rochus. Paulina weinend.


ROCHUS. Thörichtes Mädchen! Wie kann es Dir so schwer werden, einen Bettler zu verlassen; Dir, auf welche die reichsten und schönsten Jünglinge harren.[103]

PAULINA. Keiner von ihnen, mein Vater, liegt mir so nahe am Herzen, als Faust, der zum erstenmal die Empfindung der Liebe in mir erweckt hat.

ROCHUS. Laß mich das Wort nie wieder aus Deinem Munde hören. Ich befehle Dir als tiefgekränkter Vater, von meinem Todfeinde zu lassen, oder Dich nicht mehr meine Tochter zu nennen.

PAULINA. Ich will folgen, ich will dem Unglücklichen den letzten Dolch ins Herz stoßen; aber meine Brust ist mit ahnungsvoller Bangigkeit erfüllt.

ROCHUS. Sie wird sich verlieren, so bald ein würdigerer Geliebter darin Platz genommen hat. Du bist ein unerfahrnes Mädchen, Du hast noch nicht viel Männer gesehen. Sieht durch das Fenster. Da kömmt er. Thue nun Deine Pflicht, wofern Du noch länger meine Tochter seyn willst. Tritt in ein Nebenzimmer. Paulina geht ängstlich umher.[104]


Quelle:
Benkowitz, Karl Friedrich: Die Jubelfeier der Hölle, oder Faust der jüngere. Berlin 1801, S. 103-105.
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