Neunzehnter Auftritt.

[40] Agnes. Ferdinand im Schranke. Dann Quisenow im langen Schlafrock und Pantoffeln, auf den Zehen auftretend.


FERDINAND den Kopf durch die Gardine steckend, halb singend. »Ich bin noch da – und ewig will ich bei dir bleiben!«

AGNES. Das ist doch aber wahrhaftig – Sie will fort.

FERDINAND. Nur ein Wort, nur – halt! Er erblickt Quisenow. Der Herr! Er versteckt sich wieder.

QUISENOW im Auftreten, leise. Agnes, liebe Agnes! Ich bin's.

AGNES betroffen. Herr Quisenow?

QUISENOW. Seien Sie ruhig, meine Frau läßt sich von der Friseuse in Szene fetzen, sie war heute wieder sehr bös, meine Frau! Sie wissen, liebe Agnes, sie hat zuweilen ihren schlimmen Tag – das heißt – wenn man's will – man könnte beinah sagen, sie hat ihn täglich, aber Sie müssen ihr das nicht übel nehmen. Hier! Nehmen Sie eine kleine Entschädigung – für Ihre kranke Mutter! Er will ihr Geld aufnötigen.

FERDINAND durch das Luftfenster. O weh!

AGNES streng. Bitte, Herr Quisenow, ich habe meinen Lohn, und sonst habe ich nichts zu fordern und zu empfangen.[40]

QUISENOW. Aber Kindchen, so sein Sie doch gescheit – ich liebe Sie – wie meine Tochter, ich – Man hört ein Geräusch und die Stimme Augustens. Was ist das? Die Stimme meiner Frau; wenn sie mich hier findet, im Schlafrock in der Küche, ich – Er sieht sich nach einem Versteck um. – Man hört Auguste immer langer zanken und toben.

FERDINAND durch das Luftfenster. Der will mein – Quartier die Wohnungsnot nimmt überhand!

AGNES. Mein Gott! die Frau – was muß geschehen sein – Die Hände ringend. sie tobt – sie muß –

QUISENOW von der andern Seite im Schrank sich verbergend. Es ist höchst unwürdig; aber lieber alles – als mich von ihr hier treffen lassen.

AUGUSTE UND MINNA treten auf.


Quelle:
O.F. Berg und D[avid] Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht. Leipzig [o.J.], S. 40-41.
Lizenz:
Kategorien: