Vierter Auftritt.

[17] Die Vorigen. Karoline. Ferdinand.


FERDINAND kommt mit dem Buche, schlagt nach und probiert Stellungen, Gesten, zieht Handschuhe an usw.

FRAUN NÜNECKE während sie ihre Waren langsam eingepackt hat und ihre Körbe zusammensetzt, welche später von ihrem Markthelfer fortgetragen werden. Sagen Sie mal Fräulein Karolinchen, wie geh meiner Nichte, der Agnes? sie dient auch in Ihrem Hause im ersten Stock Sie zeigt hinüber. bei dem Stadtverordneten.

KAROLINE. Ach, die Agnes bei Quisenows, die immer so vornehm tut. Na, der geht es eben wie sie's verdient, die stolze Trine.

FRAU NÜNECKE. Wie denn? Ihr Vater ist 'n armer Maurer. Wenn sie stolz wäre, würde sie nicht bei fremden Leuten dienen.[17]

KAROLINE. Na, denn soll sie aber nicht so patzig tun und andere Dienstboten über die Achsel ansehen.

FRAU NÜNECKE. Ich will Ihnen sagen, Karlinchen, die Agnes ist still und für sich und bei ihrem Onkel, dem Schullehrer, erzogen, aber deshalb ist sie doch ein braves Mädchen.

KAROLINE. Na, wir im Hause sind ihr alle nicht grün. Und ihre Madame erst recht nicht. Aber Auf Ferdinand zeigend. sehen Sie mal den, ich glaube dem pickt es hier. Sie zeigt auf den Kopf.

FERDINAND wie oben. Ja, so wird es gehen!

FRAU NÜNECKE. Das ist ja der Kellner von da drüben aus dem Keller, der das große Etablissement pachten und durchaus heiraten will. Sie spricht mit Karoline leise einige Worte und schickt sich an abzugehen.

FERDINAND liest in dem Buche. Seite 45 heißt es ausdrücklich: Wenn du mit einem Mädchen von Liebe sprich, so klopfe erst leise an – wohlan, so will ich es denn versuchen.


Er tritt leise zu Karoline und klopft, während dieselbe mit der Nünecke spricht, ihr an das Mieder.


KAROLINE. Nanu?

FRAU NÜNECKE. Gesegnete Mahlzeit! Sie geht ab.


Es entfernen sich nach und nach alle Marktleute aus dem Vordergrunde.


Quelle:
O.F. Berg und D[avid] Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht. Leipzig [o.J.], S. 17-18.
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