Dreiundzwanzigster Auftritt.

[68] Theodor. Bernhard.


THEODOR. Aber Mensch, was ist dir? So sei doch nicht so verstimmt. Ein solches Maskenfest hat Berlin noch nicht gesehen! Du hast zu wenig Sekt getrunken.[68]

BERNHARD. Still! Horch! Was ist das?

THEODOR. Unsere Gesellschaft – die uns nachkommt – sie singen sich was –

BERNHARD. Nein, nein! Man hört Agnes' Hilferuf. Hast du's gehört? Ein Hilferuf! Er eilt zum Brückengeländer. Dort – vielleicht ein Menschenleben – siehst du – schnell hin – Er wirft Frack und Hut weg und geht nach der Seite wo Agnes weggegangen.

THEODOR sieht ihm nach. Er ist schnell wie der Wind, er springt ins Wasser – er faßt eine Gestalt – er bringt sie ans Ufer – schnell ihm entgegen! Er geht ab.


Kleine Pause. – Die Bühne bleibt leer.

Man hört in diesem kurzen Moment im Orchester das Thema: »Das ist das Berliner Leben, wie's weint und lacht.«


THEODOR UND BERNHARD kommen, die besinnungslose Agnes tragend.

BERNHARD. Sie ist gerettet.

BEIDE tragen sie zur Laterne.

THEODOR sieht ihr ins Gesicht. Ein schönes Gesicht!

BERNHARD fährt entsetzt auf. Agnes! Barmherziger Gott! Ich bin ihr Mörder!


Nr. 101/2. Aktschluß-Musik.


Der Vorhang fällt langsam. 4


4

Die Reihenfolge der Szenen wird zuweilen so verändert, daß das achte Bild mit dem zweiundzwanzigsten Auftritt beginnt, Agnes nach ihrer Rettung abgetragen wird und dann der einundzwanzigste Auftritt folgt, so daß das Bild mit Quisenows Lied schließ.

Quelle:
O.F. Berg und D[avid] Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht. Leipzig [o.J.], S. 68-69.
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