Rosen, Goethe, Mozart

[356] (Für Dora Hitz.)


Was will ich mehr? Auf meinem Tische stehn

In schönem Glase dunkelrote Rosen,

Der weiße Marmor-Goethe sieht mich an,

Und eben hört ich Mozarts Figaro.


Ich litt einst Schmerz? Ich war einst müd und krank?

Ich log mir Glück und dichtete ein Wunder

Von Weib, das nichts als gute Maske war? –:

Die Rosen glühen: Alles war ein Traum,

Der weiße Goethe leuchtet Heiterkeit,

Und in mir singt Susanne, Cherubin.


Wie aber: Hab ich denn nicht Kummers viel?

Verliebten Zweifel und des Schaffens Angst? –:

Die roten Rosen glühen: Sieh uns an,

Der weiße Goethe lächelt: Denk an mich,

Und Mozart singt mich süß und heiter ein.


Ich frevelte, wollt ich nicht glücklich sein.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 356-357.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)