5.

[364] (Paris, 22. Oktober 1900.)


Ich fuhr ins fremde, weite Land; es war

Ein Fliehn vor mir, vor dir, vor allem, was

Mich täglich quält und treibt und freudlos macht.

Ich wollte frei sein und Zuschauer sein,

Die Hände auf dem Rücken fremd das Fremde sehn.[364]

Und sieh, ich sehe nur zurück und, ach!

In mich hinein und quäle mich noch mehr

Und bin unruhiger, als je ich war.

Die bunte Welt umrauscht den Sinnenden,

Der immer nur den Nebelzügen folgt,

Die innen unaufhörlich hin und her,

Trübselge Schatten, ziehn, wie im Gebirg

Die grauen Wolken wandern. Wehe mir!

In meinem Auge ist nicht mehr das Bild

Der reichen Welt. Dem Maulwurf ward ich gleich,

Der nur die engen Gänge sieht, die er durchwühlt.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 364-365.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)