Ehemarterl

[432] Hier fiel ich, steh, Wandrer, und bet ein Gebet,

In die Hände meiner Frau, der Anna Margreth;

Es war am fünfundzwanzigsten Mai,

Als ich ging an diesem ††† Baume vorbei,

Hinter dem sie ganz von ungefähr stand;

Ich sagte Guten Abend und gab ihr die Hand.

Damals war ich ein Junggesell,

Und deshalb verliebte ich mich sehr schnell;

Sie behauptete von sich selber das Gleiche

Und verlangte, daß ich die Hand ihr reiche

Nächstens und schleunigst auch am Altar,

Der zufällig hier in der Nähe war.[432]

Und deshalb, weil dieses wirklich geschehn,

Sag ich: Oh Wandrer, bleibe hier stehn,

Bedenke der Freiheit Vergänglichkeit,

Bet ein Gebet und bleibe gescheidt.


Bums Bärlaatsch, Bauer und Ehemann,

Der ein Wort davon mitreden kann.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 432-433.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)