104. Das Schloßweible.

[76] In Wolfs Zeitschrift S. 440, mitgetheilt von E. Meier.


Bei Laufen, im Oberamt Balingen, nicht weit von dem Hof Wannenthal, liegt die Ruine eines Schlosses; in der hielt sich ein Geist auf, das »Schloßweible«, das sich allemal in der Zeit nach Pfingsten einen ganzen Monat lang Nachts von 12 bis 3 Uhr hören ließ. Sie pfiff alsdann auf einer Pfeife die schönsten Tänze. – Den Vorübergehenden zeigte sie sich oftmals in weißer Gestalt und lief hinter ihnen her, wobei es zu Zeiten geschah, daß sie glänzende Kronenthaler ihnen nachwarf. Die ließen aber in der Luft einen so langen strahlenden Schweif zurück, wie wenn eine Sternschnuppe vom Himmel fällt. Indeß ist dies schon lange nicht mehr vorgekommen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 76.
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