139. Das Bürgle bei Beuren.

[99] Mündlich.


Bei Beuren, dem Filial von Hundersingen, O.A. Riedlingen, ist über der Donau eine Höhe, worauf einstens ein Schloß stand. Der Hügel heißt nur »Bürgle«. Da soll ein Loch hinuntergegangen sein, und zwar ungeheuer weit in den Erdboden hinab, so daß man einen Stein erst nach langer Zeit unten auffallen hörte. Drunten war eine große Kiste, darinn ein Schatz verborgen war. Ob er gehoben worden ist, weiß Niemand. Buben, die Abends spät noch das Bürgle hinausgingen, sahen einen steinalten Mann oben knieen, zwei Kerzen zu seinen Seiten, die brannten; eine davon löschte er beharrlich aus und zündete die andere an. Die Buben erschracken, sprangen was sie konnten davon. Einer, der alte Bühler von Beuren, stolperte über einen großen Kochhafen von Kohlen, der umstürzte, worauf die Kohlen herausfielen und es klingelte, wie wenn es eitel Gold und Silber wäre. Später ging er an das Plätzlein und wollte den Schatz holen, war aber kein Hafen, keine Kohlen, kein Münzlein da. Auch sollen vor Zeiten aus dem Bürgle schöne Fräulein nach Beuren gekommen sein zum Tanze, und sie haben wollen die Buben hinaus verlocken, damit sie erlöst werden. Die Bursche hätten den Schatz bekommen, wenn sie mitgegangen wären. – Zu gewissen Zeiten sonnt sich der Schatz oben und glänzt.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 99.
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