150. Der Lindwurm bei Stuttgart.

[105] F. Panzer II. S. 77. 78. und mündlich von Eßlingen.


Bei Stuttgart war ein Keller am Wald in Sand ausgehölt. Er gehörte einem Bierbrauer, der darin sein Bier aufbewahrte. In diesem Keller sah man die Mündung eines Loches, das sich weit in die Erde erstreckte. Einst wurde der Brauknecht vermißt, und da er nicht wieder erschien, so glaubte man, er habe sich um's Leben gebracht. Auch sein Nachfolger im Dienste verschwand. Der dritte Brauknecht, welcher diesem folgte, schöpfte Verdacht, stellte in den Keller, der Mündung des Loches gegenüber, einen Spiegel und verbarg sich hinter ein Faß, wo er Alles übersehen konnte. Nicht lange währte es, da schoß ein gräulicher Lindwurm aus dem Loch gegen den Spiegel und fiel todt nieder. Der Brauknecht erntete großen Ruhm von dieser That. Andere sagen, er habe den Lindwurm erlegt81.

81

Vgl. die Notiz in Hausleutners schwäb. Archiv II. S. 264 ff. von einem ausgestopften Krokodil im Hospitalkeller, das unter der Erde kam und den Keller unsicher machte.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 105-106.
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