21. Der Hollojäger auf dem Lemberg.

[19] Mündlich von Marbach.


Wenn man von Affalterbach nach Marbach geht, so liegt links von der Straße, etwa eine Viertelstunde drinnen, der Lemberg. Auf diesem Berge geht der »Hollojäger«, oder reitet er; gewiß kann man's nicht sagen. Er ruft oft in die Nacht hinein: » Hollo, Hollo!« Daher sein Name. Mal ging ein Taubenhändler von Marbach, wo Markt war, heim, Winnenden zu. Es war gegen Mitternacht. Wie er am Lemberg vorbeikam, hörte er überlaut »jagen« und »hollo« rufen. Taubenhändler meinte, es wären seine Buben, die ihm entgegenkommen sollten, und schrie ebenso aus Leibeskräften: »Hollo«. Plötzlich steht der Hollojäger vor ihm, versezt ihm eine so derbe Ohrfeige, daß ihm der Taubenkäfig vom Buckel herabfiel und die Tauben hinausflogen. Eiligst sucht er sie wieder zusammen und geht wieder rasch seines Weges. Immer und immer vernahm er noch das »Hollorufen«, aber er erwiederte nicht mehr. Seine Buben, die bald kamen, betheuerten, sie hätten nicht gerufen13.

13

Der Name »Lemberg, Limberg, Lehmberg« kommt oft vor: Bei Goßbach ist ein »Lemberg«, auf dem einst den Helfensteinern edler Wein wuchs; am Hohberg bei Deilingen ist ein sagenreicher »Lemberg«; der Hintergrund von Monrepos heißt ebenfalls so. Limberg, Weiler der Pfarrei Michelfeld, O.A. Hall. Limberg heißt auch ein Hof, zu Seibranz gehörig, O.A. Leutkirch. Im Stuttgarter Vertrg. v. 1485 (Reyscher, Samml. I. 501) heißt unser Name »der Lynberg by Affalterbach.«

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 19-20.
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