36. Wildes Heer im Kolmanswald.

[30] Mündlich.


Im Spätherbst läßt sich im Böhmenkircher Kolmanswald das wilde Heer vernehmen. Ein wilder Jäger mit zahllosem Gefolge zieht durch den Wald. Er kommt vom Rechberg her mit lautem Jagdgeschrei und Hundebellen. Hunde hatte er ohne Zahl. Wenn alles weit und breit windstille ist, fängt's auf einmal zu sausen, zu brausen und zu winden an. Hundegebell und Jagdrufe erfüllen die Lüfte. Daraus hört man deutlich: »Fuierschilling, Wachbatzen! Fuierschilling, Wachbatzen!«18 Der Zug geht durch den ganzen Wald so heftig, daß sich selbst die stärksten Waldbäume bis fast auf den Boden legen, ohne zu brechen oder Schaden zu nehmen. Diese wilden Jäger seien ehedem Rechbergische Grafen gewesen, die den Baumkirchnern vor Jahrhunderten schon diesen Wald ungerecht abgenommen hätten.

18

Feuer-Schilling m. tributum propter aedificium et focum. J.L. Frisch, Deutsch-lat. Wrtb. I. 263 c. »Feuergeld«, focagium; Scherz-Oberlin 390.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 30.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben