37. Ritter Wilhelm der Wilde und das Muotisheer.

[30] Mündlich.


Ritter Wilhelm von Rechenberg, 21/2 Stunden von Ellwangen, genannt »der Wilde«, war ein gottloser Herr.[30] Mal ritt er spät in der Nacht noch von Hall heim, wo er mit dem von Thanner, dem Kecken, dem Rappenburger, dem Hohenhardter, dem Hollmannshofer, dem von Limburg bei einer Weinzeche saß. Da auf einmal fuhr das »Muotisheer« hinter ihm her, wie der Teufel. Den Schluß desselben bildete ein schwarzer Ritter mit zwei Pferden, dessen eines er ritt. Seine Kleider waren grün. Wilhelm fragte, wem das Pferd gehöre, und erhielt zur Antwort: »einem gewissen Ritter Wilhelm von Rechenberg, dem Wilden; der werde auf eben dem Rosse über ein Jahr in der nämlichen Stunde in den Höllenabgrund reiten.« »Wilhelm der Wilde« erschrack gar sehr ob dieser Antwort, ritt schnurstracks Ellwangen zu und klagte die Sache dem Abte. Vermachte zugleich sein ganz Hab und Gut um seines Seelenheiles willen dem Kloster. Wilhelm wurde des Klosters Marschalk oder Stallmeister. Dieses der lezte Rechenberger.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 30-31.
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