41. Muetisheer bei Albers.

[33] Mündlich von Herderich.


An Sommerjohanni vernahm ein Bauer von Albers bei Gospoldshofen, wie er in's Bett und die Läden zumachen[33] wollte, ein wildes Durcheinander von Schreien, Pfeifen, ein Sausen und Brausen in der Richtung Albers zu. Es ging diese Geschichte hinter Albers hinum durch den Boden eines Bauernhauses. Auf dem Gang riß es die Knechte aus den Betten; die Betten selbst flogen vorn vom Haus zu den Fenstern hinaus den Hof hinab. Von da zog es weiter über den Winterösch, den Berg hinauf an der entgegengesezten Seite. Auf dem Berge droben war noch Einer, der heim wollte. Hörte das Muetisheer kommen, legte sich schnell mit kreuzweis übereinander geschlagenen Armen auf den Boden. Das Muetisheer zog über ihn hin. Des andern Morgens sah man die ganze Strecke, wo das Muetisheer durchzog, bis dem Berg zu, in dem bereits geschossen Korn- und Roggenfeld eine lange Furche dahin laufen, wie wenn man mit einer Anzahl abgehauener Baumäste durchgegangen wäre.

Im Wurzacherried hörte es mal ein Hirtenbube hoch in den Lüften kommen, wie wenn hundert Glocken läuteten, wie sie seine Kühe anhatten. Bald war's schöne, schöne Wolkenmusik, bald fürchterliches Lärmen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 33-34.
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