53. Die Erdweiblein im Bockstein.

[42] Mündlich.


Bei Loffenau ist ein Waldberg, der heißt der »Bockstein«. Darin ist eine Höhle, »das große Loch« von den Leuten geheißen. Es sieht da aus, wie in Menschenwohnungen: Stuben, Küchen, Kämmerlein, alles ist ganz schön. In diesen Gemächern sollen einst »Erdweiblein« gewohnt haben. Mal holte man in Loffenau die Hebamme eiligst bei Nacht in den Berg. Als Lohn bekam die Hebamme eine Büschel Stroh. Aergerlich über eine solche elende Belohnung,[42] warf sie die Büschel weg; einige Strohhalme blieben an ihr hängen. Nach Hause gekommen, waren diese elenden Strohhälmlein pur und eitel Gold. Die Hebamme ging rasch wieder fort dahin, wo sie das Stroh weggeworfen: aber da war kein Dinglein, und sie hätte sich nur mögen den Kopf wegreißen, daß sie so dumm sein mußte29.

29

Grimm, Myth. I. 2. 423 u. 425. B. Baader, bad. Volkssagen Nr. 232. S. 78. Nr. 88, wo ein Halm Haberstroh zu Gold geworden. Kuhn u. Schwarz, nordd. Sagen Nr. 292, 363. Meier Nr. 67. 69, 2. Müllenhoff Nr. 407. 408. Deutsche Sagen Nr. 41. 49. 304. Schambach u. Müller, niedersächs. Sagen S. 137. Nr. 151. Wolf, Beiträge II. 315. Müllenhoff Nr. 297. Meier Nr. 60.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 42-43.
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