58. Graumännlein auf Zeil.

[45] Mündlich von Zeil.


In dem Schlosse Waldburg-Zeil erscheint jedesmal, so oft ein Glied der fürstlichen Familie stirbt, das Graumännlein; es ist ganz klein von Gestalt, hat graue uralte Haare, und ein aschgraues Mäntelchen. Aus den großen unterirdischen Kellern und Gewölben kommt das Graumännlein herauf in's Schloß, geht durch alle Gemächer und durchstöbert Alles. Hat es die Runde gemacht, so kehrt es wieder zurück, von wannen es gekommen. Man hat's schon oft gesehen. Als der alte Fürst starb, kam es auch wieder, seither aber nicht mehr33.

33

W.M. Ztschr. IV. 167. Nr. 1. Vgl. Grimm, Myth. I. 2. 414, betreffend die graue Kleidung; ib. I. 2. 418. Büschings wöchentl. Nachrichten I. 98. Zingerle, Sagen, Märchen, Gebräuche aus Tirol S. 42. 43. In der Familie des Fürsten von Fürstenberg zu Herdingen erschien, wenn eine Hochzeit bevorstand, ein grauer Mann. Kuhn u. Schwarz, nordd. Sagen S. 316.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 45.
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