70. Das Hoienmännlein.

[55] Mündlich.


In der Umgegend von Westhausen und Lauchheim ist das »Hojemändle« allbekannt. Wenn's eine Steig hinaufgeht und die Zugthiere, besonders Ochsen und Kühe, herb thun, kommt hie und da das »Hojemändle« und bietet mitleidig sein gutes Vorspann an und hilft dann glücklich hinauf. Es ist ein ganz kleines untersetztes Männlein in gewöhnlicher Kleidung. Für seinen Dienst läßt es sich aber nachher gut bezahlen. Dem Bauer wird sein Vieh schrecklich geplagt und schauerlich zugerichtet, und zulezt fällt es im Stalle nur um und ist todt. Darum hat man das »Hojemändle« nicht gern, und Leute, die ihm schon gerufen, mußten ihren Mutwillen theuer büßen. Um sich aber vor ihm zu verwahren, soll man, so oft das Vieh ausgetrieben oder angespannt wird, sagen:


Hoi, hoi, in Gottes Namma!


Dann kann das »Hojemändle« nichts mehr anhaben, und darum sagt man dieses bei dem Landvolke immer43.

43

W.M. Ztschr. IV. S. 169. Wolf, Beiträge II. 319. Im Lechrain kommen »Hojenmännlein« vor; die Zwerge heißen dort so (Leoprechting). Mittermaier S. 159 (Hoimann).

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 55-56.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben