81. Das Baureweible.

[62] Mündlich.


Das »Baureweible« ist ein klein monzig Weiblein, das im Unterwald, auf der Waldhöhe zwischen Tübingen und dem Wurmlinger Berg, sein Wesen treibt. »Baureweible« hält sich auf dem höchsten Gipfel der Waldbäume auf und hängt dort schneeweiße Windeln auf; seufzt und klagt beständig. Man hat es auch schon hunten waschen gehört und gesehen; es hängt dann seine Wäsche auf den Waldbüschen und dem Moos aus. Beim Waschen hörte man es schon ein Klagliedlein singen:


Wässerle, Wässerle, wasche rein,

Getödtet hab' ich mein Kindlein.


Baureweible soll einst sein eigen Kind umgebracht haben und darum keine Ruhe haben; es wascht immer am Kindszeug. Wir Kinder hatten große Angst vor ihm, und es ging gewiß[62] keines in den Wald; man drohte auch allen Kindern, wenn sie in den Wald wollten48.

48

Meier führt die Sage an S. 306 und nimmt es für identisch an mit dem Hirschauer Schleierweible, was nicht richtig ist.

Wäsche aufhängende Frauen und Weiblein siehe Zingerle S. 22. v. Alpenburg S. 21 u. 22. Bechstein, Thüring. Sagen II. S. 16. 73. 85. 93. 180. Vonbun S. 12. Stöber S. 358. Wolf, hess. Sagen S. 40.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 62-63.
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