9. Der Lapphut auf dem Conzenberg.

[10] Mündlich.


Auf dem Conzenberg geht der »Lapphut« oder »Schlapphut« seit undenklichen Zeiten. Er heißt bisweilen auch blos der »Trallare«. »Trallare« ist sonst in Niederschwaben ein »roher, ungehobelter, grobdummer Kerl.« Der »Lapphut« hat, wie sein Name schon andeutet, einen ungeheuern, großkrämpigen Hut und treibt sein Unwesen auf den umliegenden waldigen Höhen. Mal kamen mehrere Männer in's Jägerhaus, das jezt nicht mehr auf dem Conzenberg ist, da hörten sie ganz in ihrer Nähe »jauchzen«, meinten, seien lustige Buben. Aber auf einmal jauchzte es wieder auf einer andern Halde, und gleich darauf auf der entfernten Brenntenhalde. Es war ihnen klar, daß dies Niemand[10] anders sei, als der »Lapphut«. Mal stand »Lapphut«, das that er gerne, hinter einem Roßhirten, der mit andern wegen des übertretenen Mühlebachs nicht nach Wurmlingen konnte, auf dem Conzenberg übernachtete, wie er das Feuer im Ofen schürte. Auf dieses hin rannte dieser davon in die Stube, Alle sezten sich hinter den Ofen und starben fast vor Angst. Der alte Jäger kam mal heim, da lag »Lapphut« im Burggraben und hatte ein Kind im Arme. Der Jäger nahm es ihm und meinte, es wäre ein Schatz. Aber er hatte einen Stein und warf ihn hin. Im Augenblicke saß das Kind wieder auf dem Arm des »Lapphut«; der Jäger erschrack so, daß er bald starb. »Lapphut« soll öfters in's Jägerhaus und in die Schlafkammer gekommen sein. Wenn man das Jäger-Marîle fragte nach dem »Lapphut«, so sagte es: »håt een weisse Ring ums Maul.« Lapphut sezte sich auf's Bett der Kinder.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 10-11.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben