249. Der unbekannte Maler.

[161] Schlude, Donauthal S. 47.


Als Maler Wegscheider von Riedlingen mit seinen Gesellen Beurons Klosterkirche malte, kam ein reisender Maler zu Abt Raddwig und bat, wegen Geldmangels einige Tage malen zu dürfen. Der Abt wies den Fremden mürrisch, kurz und trocken ab. Während der Maler Wegscheider beim Mittagessen saß, schlich sich der fremde Unbekannte in die Kirche und malte den dem Volke jezt noch wohlbekannten »Schimmel« mitten in die Arabesken. Wie die Maler wieder aufsaßen und an die Arbeit gingen, waren sie des Geschäftes nicht wenig verwundert. Der Meister zeigte dies dem Abte an; der dachte sogleich des Fremdlings, der ihm seine Dienste in der Not angeboten. Der Abt befahl, ihn zu suchen, aber Niemand fand den Fremdling wieder. Wegscheider war deß sehr betrübt, hätte Viel gegeben, mit einem solchen Meister fortzuarbeiten und die Kirche vollenden zu können.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 161.
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