322. Vom ewigen Juden.

[211] Mündlich.


Der ewige Jude war bei einem Bauer zu Ertingen über Nacht. Beharrlich ging er um den Tisch herum, den er in die Mitte der Stube gestellt hatte, denn gehen muß der ewige Jude, wenn nicht geradaus, so doch im Ring herum. Von zwölf bis ein Uhr legte er sich auf die Gautsche (Pritsche. von couchette?) schlafen. Am Morgen machte er sich in aller früh davon. Es war ein eisgrauer Mann.[211] Der ewige Jude war »seines Zeichens« ein Schuhmacher und hat allzeit seinen Groschen im Sack, so oft er ihn auch ausgeben mag. Andere halten dafür, er habe den glückbringenden Groschen in einem Knopf seines »Fazanaitles«! Der ewige Jude ist auch daran zu erkennen, daß er immer barfuß geht. In Dietenheim (Illerthal) kehrte er schon ein; so lange es Zwölfe läutete, durfte er ruhen184.

184

Sagen vom »ewigen Juden« Rochholz A.S. II. 306-309. Schambach und Müller, S. 243. Nr. 257. Wolf, Zeitschr. I. S. 432-436 (v.K. Simrock). Bair. Volksbüchlein I. S. 1-31. Gräße, der Tannhäuser und Ewige Jude. 2. Aufl. 1861. S. 74 ff.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 211-212.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben