326. Churfürst Moriz von Sachsen in Marchtall.

[213] Nach der Marchtaller Chronik S. 74.


Von Augsburg, das sich dem Churfürsten freiwillig ergab, zog er gen Ulm. Hier soll er verwundet worden und in Folge davon diesseits der Donau heraufgezogen sein. Der Abt floh in's Würtembergische mit den Conventualen, ließ aber, um das Kloster zu schonen, Früchte, Wein, Fleisch etc. zurück. Der Conventual Bartholomäus, der Rote genannt, stieg noch unten an des Fischers Haus über die Mauer des Conventbegräbnisses, um Krebse mitzunehmen, wurde entdeckt, mitgenommen, verhört und bis zum Schlosse Stein unter einer Sicherheitswache gebracht186.

Im Kloster wurde übel gehaust. Die Schlösser von den Thüren gerissen und verkauft, Früchte und Alles, was ging, wurde gleichfalls verkauft. Den Bildern in der Kirche Nasen und Ohren, andern Hände und Füße abgehauen. An die Wände gemalten Bildern wurden die Augen ausgestochen. Die Kirche, das Capitelshaus, die Gänge und der Speisesaal waren lauter Pferdeställe. Der Wein, den sie nicht trinken konnten, wurde laufen gelassen, so daß der ganze Boden überschwemmt war. – So hauste des Churfürsten Heer.

186

In Münsters Cosmogr. (ed. lat.) heißt es auch von Marchtall: ubi inveniuntur Maximi cancri, worüber sich Seb. Sailer in seinem Jubilierenden Marchtall 1771 S. 5 gewaltig ärgert, daß dieses die einzige Notiz sei über Marchtall.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 213-214.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben