337. Die Sage vom wilden Ritter.

[220] Mündlich. Vgl. Franz Sauters Weingarten S. 91. 97.


Im Laurathale, gegenüber der Zundelbacher Halde, zwischen der dritten und vierten Brücke, unweit der sog. Trillersteig, mitten im Walde Haslach, früher Mosenberg genannt, stand hoch droben die »Haslachburg«, von der noch Wall und Gemäuer zu entdecken. Unten im Thale, in ziemlicher Entfernung von der Haslachburg, ragt an dem vom gefräßigen[220] Zahn der Scherzach benagten Ufer, hart bei der durch den Wald führenden Fahrstraße, der sog. »große Stein« empor, ein lavaartiges Eruptivgestein. An diesen knüpft sich die Volkssage: ein junger Ritter von Wildeneck auf der Haslachburg liebte ein benachbartes Ritterfräulein gar sehr, ohne erhört zu werden; das Fräulein gab seine Hand einem Andern. Mitten in der Nacht des Hochzeitfestes steigt der von Wildeneck mit einer Schaar in die Burg, dringt in's Brautzimmer, ermordet den Bräutigam und entführt die Braut. Im Thale beim sog. Stein angekommen, halt der von Wildeneck mit ihr; sie entreißt ihm sein Schwert und stürzt in dasselbe. Der Wilde von Wildeneck irrte Jahre lang ob seiner Frevelthat in der Welt umher, kam auch mal Nachts in's Laurathal während eines heftigen Gewitters, da soll ihn beim großen Stein der Blitz erschlagen haben.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 220-221.
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