398. Der große Heide.

[251] Schriftlich.


Wo der Schwarzwald anfängt, rauh zu werden und die Heidelbeeren mit Strählen gesammelt werden, so ungefähr bei Erdmannsweiler, ist jezt noch ein Bauerngut, der »Heidenhof«[251] geheißen. Daselbst wohnte vor vielen, vielen Jahren ein böser, wilder Mann, der »graoß Hoad« zubenannt, der über allerlei Bosheiten nachsann, die ganze Gegend unsicher machte und daher wie eine Landplage gefürchtet war. Mal einst auf dem Weg gen Tuttlingen sah er ein Mädchen am Wege sitzen und weinen. »Mädle, warum weinst?« Mädchen sagte schluchzend: »die Leute sagen, der große Heide sei in der Gegend; wann er nur nit zu mir kommt und mir nix thut!« »Du einfältiges Ding, komme nur mit mir, dann thut dir Niemand was Böses an.« Das Mädchen ging mit ihm gen Tuttlingen und blieben Beide dort über Nacht. Am andern Morgen kommt der Heide und sucht das Mädchen und sagte zu ihm: »Sieh', ich bin der große Heide,« nimmt das Mädchen und schlagt ihm eine Unmasse Schuhnägel in den A...

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 251-252.
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