418. Mädchen dient in der Hölle.

[269] Mündlich.


In Schmiechen (O.A. Blaubeuren) war mal ein Mädchen, dessen bitterböse Stiefmutter es eines Tages von Hause fortjagte mit den Worten: »Geh' fort in's Teufels Namen!« Das arme Ding kam immer tiefer und tiefer in einen Wald, der sehr groß war. Da kommt ein grüner Jägersmann, thut, als ob er Mitleid hätte und sagte zu ihm, ob es nicht wolle mit ihm gehen und bei ihm dienen. Das Mädchen willigte ein. Der Jäger aber war Niemand anders als der Teufel, den es nicht kannte. Sie gingen miteinander und kamen bald in die Hölle. Hier mußte das Mädchen weiter nichts[269] thun, als zwei Häfen schüren, ohne aber hineingucken zu dürfen. Da ging der Teufel mal wieder fort. Jezt lugte es vorwitzig in die beiden Häfen und sah zu seinem großen Schrecken seinen Vater in einem und im andern seine Mutter; schürte aus Angst immer stärker. Hätte es das nicht gethan, so wäre es ihm übel gegangen, denn der Teufel sagte, als er zurück kam, hätte es das nicht gethan, so hätte er's in Stücke zerrissen. Nach sieben Jahren endlich war der Dienst abgelaufen und das Mädchen durfte wieder auf die Oberwelt, wußte aber nicht, wie ihm geschehen und wie es heraufgekommen. Es war ganz schwarz von Hautfarbe und blieb es auch sein Leben lang. Seine Nahrung in der Hölle waren die Brodränfte, wie es sagte, von solchen Brodlaiben, über die auf der Welt beim Anschneiden oder Verschneiden das Kreuz nicht gemacht wurde233.

233

In einer Sage bei Th. Vernaleken, Mythen und Bräuche S. 179, darf das Mädchen den Deckel eines Topfes in des Wassermanns Reich nicht lüpfen, that es doch und befreite ihren Bruder, der gefangen darunter saß. Auch von einem Buben gibt es eine ähnliche Sage in Schwaben.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 269-270.
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