450. Feuriger Geist ruft in der Nacht.

[286] Mündlich von Ertingen.


Vor »Altem« ging bei der Säge ein Geist, welchen man oft in glühender Gestalt über die Wiesen gehen sah. In der Hand trug er einen Pfahl. Oft schrie er die ganze Nacht hindurch jämmerlich: »Wo soll en nathua?« Aber es wagte ihm Niemand zu antworten. Da faßte sich einmal der »alte Säger« ein Herz und gab Antwort, indem er auf die bekannte Frage des Geistes antwortete: »Kuhbläse! wo d'en g'nomma hoscht!« Alsbald verschwand der Geist. Wie nun der Säger seinem Vieh »über die Nacht geben« wollte, kam der Geist zu ihm in die Scheuer, um sich für seine Erlösung zu bedanken. Der Geist wollte ihm die Hand reichen, aber der Säger streckte ihm eine Gabel hin. In diese brannte der Geist das Mal seiner und verschwand darauf246.

246

Vgl. Schönw. I. Thl. S. 302. Nr. 8. Th. Vernaleken, Myth. u. Bräuche S. 273-276.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 286-287.
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