471. Feurige Hand in der Mulde.

[297] Mündlich.


In Kappel (am Federsee) lebte vor nicht gar vielen Jahren eine fromme Weibsperson, die »Geister-Mariann'«. Von ihrem Fenster aus habe sie mal einen Geist, den sie in der Ferne sah, gefragt, wie sie ihn erlösen könnte. Sie solle, sagte er ihr, eine Wallfahrt nach Einsiedeln machen, dann könne er Erlösung erhalten. Sie ging wallfahren. Kam heim, der Geist kam auch wieder; er sei noch nicht erlöset, sie habe den Zoll umgangen. So war es: bei Meersburg. Die Person ging zum zweiten Mal gen Einsiedeln und that Alles recht. Kam abermalen heim und der Geist erschien auch abermalen wieder. Sie knetete eines Morgens den Brodteig, da stand der Geist schneeweiß ganz verklärt vor ihr, dankte ihr und wollte die Hand reichen. Mariann' hieß ihn die Mulde berühren; fünf Finger brannten hinein, die man noch jezt zeigt252.

252

Im Weggenthal hing vor 50 Jahren noch der Sitz von einem Stuhl, in den eine Hand eingebrannt war. Vgl. auch Rochholz A.S. I. S. 45. Nr. 32 u.S. 47. Nr. 34. S. 49. Nr. 37.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 297-298.
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