496. Hausknecht beim Hexensabbat.

[310] Ertingen.


Ein Bauernknecht bemerkte einmal, als er zufällig hinter dem Ofen liegen geblieben, daß die Bäuerin Nachts in die Stube kam und unter der »Zîdele« eine »Schmotzbüchse« hervornahm, damit eine »Kuzengabel« schmierte und unter dem Ruf: »obe nauss und nẽene nã!« zum Fenster hinaus fuhr. Das gefiel dem Knecht und er that ein Gleiches. Aber er hatte nicht recht gehört und sagte: »obe nauss und übrall nã!« Kaum hatte er das Wort gesagt, flog der Besen mit ihm fort und fuhr mit ihm überall an, so daß er[310] voller blauer Mäler bei der Hexengesellschaft ankam. Dort sah er seine Bäuerin, welche er um eine gute Heimfahrt bat, er wolle gern sein Lebtag über das Abenteuer reinen Mund halten263.

263

Vgl. Schönw. I. Thl. S. 377. Ennemoser, Geschichte der Magie 1844, sagt S. 108: »Das Opium erzeugt Visionen von paradiesischen Freuden und Gegenden, sowie dasselbe und andere Narcotica das Gefühl des Fliegens und des Sicherhebens in die Luft verursachen. Solche Narcotica wurden den Salben beigemischt, wornach die Hexen im Fluge oder auf einem Besenstiel, oder einem Bock reitend dem Blocksberg zueilten.« Das Fliegen durch die Luft ist also nichts anderes, als eine somnambüle Vision (Stöber). – An das Luftfliegen glauben auch die Talmudisten. Wer die Worte Schem, hamm, phorasch auf Salomons Ring ausspricht, kann durch die Luft fahren. Dies thaten Eva, ein Mägdlein Ischtahar, Eliezer, Abrahams Knecht, der mit seinen Kameelen in der Luft stand, David, Judas, der Jesum in der Luft verfolgte etc. Luftfahrerin ist ein den Hexen gegebener Uebername. Zu erinnern ist an die Hexensalben und die erfolgten Verwandlungen bei Lucian und Apulejus. Die thessal. Weiber gebrauchten solche Hexensalben.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 310-311.
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