587. St. Petrus und der Schmied.

[362] Ertingen.


St. Petrus führt im Himmel das Pförtneramt. Einmal kam er mit einem Schmiedgesellen in große Verlegenheit. Der tappte als Bruder Allweillustig auf dieser Welt herum, gewohnt immer Schnurren und Schnaken zu machen, und so kam der auch einmal ganz unverdenks in den Himmel. Petrus kannte ihn wol und jagte ihn mit den Worten von dannen: du gehörst in die Zechstube beim Schwarzen unten. Der Schmiedgeselle trollte sich fort und klopfte beim Teufel am Höllenthor an. Als aber dieser durch's Gitter heraus sah, erkannte er den Gesellen alsbald als jenen, der bei dem groben Meister in Arbeit gestanden, welche den Teufel einmal in einen Sack gelockt und ihn mit seinen Gesellen gründlich durchgewalkt hatten. Der Teufel schlug den Laden zu und rief: mach, daß du fortkommst. Nun ging er wieder zu St. Petrus zurück und bat ihn, doch zu erlauben, daß er, der Schmiedgeselle, einen Blick in den Himmel hinein thun dürfe. Petrus ließ sich erweichen, aber der Bruder Lustig warf seinen Ranzen in den Himmel hinein und sezte sich schnell auf ihn. St. Petrus sagte, so sei das nicht gemeint und der Geselle möge sich scheeren. Der aber ging nicht von der Stelle, indem er behauptete, auf seinem Eigenthum zu sitzen. Da konnte St. Petrus nichts machen und so blieb der pfiffige Schmiedgeselle im Himmel.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 362-363.
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