588. Vom Riesen und dem Storken.

[363] Königseggwald.


Ein Riese wurde einst von den Zwergen gefangen in die Unterwelt geführt und mußte dort das Vieh hüten. Ein Zwerglein verriet ihm, wie er loskommen könnte, wenn er nämlich einen Storchen, der bei den Zwergen war, mit dem Vieh fütterte, das er hüte. Der Riese gab dem Storchen einen Ochsen zu fressen und sezte sich auf den Storchen, der hob sich gewaltig hoch, aber als der Riese bereits den Sternenhimmel sah, verließ den Storchen die Kraft und sie sanken wieder in das Zwergland hinab. So probirte es der Riese mit allem Vieh, aber der Storch ermattete immer, ehe er an die Oberwelt kam. Zulezt versuchte er das Aeußerste. Der Riese gab dem Storchen eine der eigenen Hinterbacken zu fressen. Da bekam der Storch eine solche Kraft, daß er den Riesen bis auf die Oberwelt zu tragen vermochte. So ward er wieder frei.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 363-364.
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