601. Marienbild weint.

[378] Mündlich.


Im Kloster Maria Kirchheim im Ries ist eine eigene Todtenkapelle, in der die Klosterfrauen gleich nach ihrem Tode ausgestellt wurden. In dieser Kapelle befindet sich ein Marienbild mit dem Leichnam Christi auf dem Schooße. Dieses Bild hat man öfters ganz deutlich weinen sehen, und zwar allemal, so oft eine Aebtissin oder eine Klosterfrau sonst höhern Ranges gestorben sei. Leute wollen wissen, sie hätten mit eigenen Augen gesehen, wie Thränen über die Wangen des Bildes herabgeträufelt seien307.

307

Als a. 1466 das Feuer die Kirche von Sigolsheim verzehrte, vergossen die Bilder der Mutter Gottes und des St. Evangelisten reichliche Thränen. Stöber, els. Sg. S. 102. W.-M. Ztschr. III. S. 65. Nr. 12.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 378-379.
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