603. Die Kapelle zur Tann.

[380] Mündlich.


Zur Tann heißt eine kleine Kapelle bei Neukirch an der Straße nach Rottweil, links im Walde drunten. Ein Muttergottesbild fand man einst zwischen den Aesten einer Tanne, das man von Zeit zu Zeit wunderschön singen hörte. Wallfahrer kamen bald, es erhob sich eine kleine Kapelle, worin das Bild untergebracht ist. Noch jezt wallfahrtet man dahin, und alle Sonntage Mittag wird dort ein Rosenkranz gebetet309.

309

Das Erscheinen von Marienbildern ist uralt und in unzähligen legendenartigen Sagen wiederkehrend. Vgl. Th. Vernaleken, Mythen u. Bräuche des Volkes in Oestreich. Wien 1859. S. 19 ff. – Siehe die Kapelle: Maria in der Aich im Walde zwischen Wittenheim u. Rüelisheim. So im Illwalde bei Schlettstadt, bei Plobsheim, die Kirche auf dem Liebfrauenberge bei Hörsdorf. Stöber S. 32. In verschiedenen Strichen Niedersachsens und Westphalens sind noch jezt hl. Eichen Orte der Aufzüge, Tänze etc. So eine bei dem paderbornischen Dorfe Wormeln. Maria in der hl. Eiche, im Hollunderbaum (Holle's Baum etc.), Linde, das Lindenkirchlein in der Hub, im Badischen, der Ahorn, Dorf Ahorn in Thüringen. Lerchenbaum (auf dem Serlosberg in Tirol), die Haselstaude (Maria im Haselstrauch oder Maria Kulm im böhmischen Gebirge). Vom Welschenberg ob Mühlheim a.D. gibt es eine ähnliche Sage, sowie von der Ellwanger Gegend.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 380.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben