616. Gründung von Maria Kirchheim.

[387] Mündlich.


Vor uralten Zeiten soll das ganze Ries ein See und ungeheurer Wassersumpf gewesen sein. Mal kamen zwei[387] fremde Ritter in diese Gegend und versanken, des Landes unkundig, plötzlich mit ihren Rossen. Den Rittern ging's nahe an's Leben, die Rosse streckten nur noch ihre Köpfe heraus. In dieser Not sollen sie zum Himmel gefleht und ihre Hände aufgehoben haben, gelobten an dieser Stelle, wenn sie mit dem Leben davon kämen, ein Kloster zu gründen. Siehe, auf einmal schafften sich die Pferde heraus und schwammen glücklich über das Wasser hin. Ritter und Rosse waren gerettet und dankbar hielten die ersten, was sie gelobt hatten. Die Stelle wurde entsumpft und bald war trockener Grund und Boden da. Ein Kloster erhob sich auf der Stelle; dies die Gründung des Klosters Maria Kirchheim. Im Kreuzgang des Klosters ist noch die alte Abbildung an der Wand sichtbar, welche die ganze Geschichte der Rettung der beiden Ritter darstellt. Man sieht es, wie die Pferde schnauben und ringen und sich hervorarbeiten, wie die Ritter ihre Hände zum Himmel falten und beten. Die Länge der Zeit hat schon mehreres davon verwischt.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 387-388.
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