649. Vom Uhrsprung, Anfang, Aufbau und Weyhung der heiligen Kreuz-Kappelen etc. bei Altshausen.

[424] Nach drei alten Druckblättern im Privatbesitze in Altshausen.


Nach der Gnadenreichen Geburth Jesu Christi deß Sohns Gottes, und Seligmachers der ganzen Welt, im 1617 Jahr, ist geschehen, daß Wunder-Zeichen, welches noch Manniglich hierum bekannt und sehr wohlbewußt ist, nämlich, da ein sehr gottloser Mensch in dieser Nachbarschaft bewohnt gewesen, welcher aus Eingeben des Teufels und Rath der Schwarz-Künstlerischen Schützen (um Verbother Kunst im Schüssen zu erlangen, täglich 3 gewisse Schüze zu haben.) Sich soweit hat Verführen lassen, das er 3 Samstage Abends unterm Geläut aller Glocken, für die Christ Gläubige Seelen im Fegfeur, Alhier nach dem Bildniß Christi am Kreuz geschossen, zwar am ersten, und andern Samstag das Bild gefählet, aber am 3ten Samstag zwo Kuglen mit solchem Teuflischen Vorsaz geladen, da er die Bildnuß verlezen wölle, wan gleich Christus der Sohn Gottes selbst Leb- und Wahrhaft da hangen solte! Also Zihlete er nach dem Herzen, Schoß, und trafte mit den zwo Kuglen die Bildnuß Christi am Kreuz, unter der Seiten-Wunden: Welche Schußwunde sich gleich Fleisch- und Blut-Farb erzeigete, und der böse Mensch alsbald mit beiden Füssen in die Erde gesunken, seine Verfluchte Fußtridt den Menschen zur Warnung und Gedächtnuß verlassen. Welches alles Vorin, und nach dem Groß, und Lang geführten Krieg; darin sonst alles im Römischen[424] Reich Verwüstet worden, ohnverlezt biß auf den heutigen Tag, nicht ohne Wunder gebliben. – Dessen Allem zur Kundtschaft, wahren Zeugnuß und ewiger Bekräftigung hat im 1660. Jahr Albrecht von Berndorf etc. diese heilige Kreuz-Kappellen ganz neu erbaut.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 424-425.
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