669. Das Hasenei.

[445] Mündlich.


Die Ganslosen fanden einmal ein Storchenei und hielten Rat, welcher Vogel es gelegt habe. Sie beschlossen, daß es ein Hasenei sei und der Gemeinderat abwechselnd darauf brütend sitzen solle. Als der Schultheiß einige Tage darauf saß, und zwar im Freien an einer Hecke, weil er wol wußte, daß sich die Hasen in den Hecken aufhalten, da geschah es, daß ihm sein Ei entrollte und in eine Staude sprang, aus der erschreckt ein Hase aufstund. Diesen sah[445] der Schultheiß davon eilen und er rief ihm im zärtlichsten Tone nach: hoi hoi! Büeblẽ! kennşt denn deẽn Vater gar nẽmme maẽ! då komm' 'ruff! Er meinte nämlich, das Ei sei zersprungen und der Hase, seine eigene Brut, ausgeschlüpft.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 445-446.
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