1. Der Klos ([1] Klåess).

Am Vorabend des heiligen Nikolaustags verkleidet sich in der Saulgauer Umgegend ein erwachsener lediger Mann so, daß er unkenntlich wird. Er wirft z.B. über seinen Körper eine Ochsenhaut oder einen alten schwarzen Mantel, und auf dem Kopfe hat er einen alten schwarzen Hut, mit Roßhaaren gebrämt, oder einen Hasenbalg, auch Stroh oder Werg. Ferner ist er mit einer Schelle und Rute ausgerüstet und beginnt nun im Orte die Runde: zeigt seine Ankunft durch Schellen an, an den einzelnen Häusern aber auch noch durch Klopfen an den Läden, die an diesem Abend überall verschlossen sind. Der Butz geht in der Regel nur vor solche Häuser, worin Kinder sind, und auch da wird er nicht überall eingelassen. Wo letzteres geschieht, müssen ihm die Kinder einzeln aufsagen, wie z.B. Gebete, die größern den Katechismus. Wird hierin in etwas gefehlt oder gestottert, so folgt die Züchtigung mit der Rute. Nach Beendigung der Lektion werden vom Klosen Aepfel und Nüsse etc. auf den Tisch geworfen, die aber von den Kindern nicht leicht zu[1] bekommen sind, da ihnen auf die Finger geklopft wird, wenn sie ihre Hände nach der Gabe ausstrecken. – Kommt ein Klos mit Bocksfüßen, was früher hie und da der Fall gewesen sei, so ist das der rechte Klos, nämlich der Teufel selbst, der öfters Kinder mit sich fortnahm.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 1-2.
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