127. Butternudeln im Allgäu.

[96] So um die Mitte und Ausgangs Mai trifft man in Oberschwaben, besonders in der Gegend von Ravensburg, Leutkirch, Tettnang bis herab nach Biberach die sog. Butternudeln. Vermittelst einer Maschine, durch die sie getrieben werden, bekommt man nudelartige Striemen, die sich aber so künstlich ineinander und aufeinander legen, daß es oft eine zwei Pfund schwere Butterfigur gibt, die einer Krone ganz ähnlich ist. Ist sie fertig (nach oben zuspitzend), so wird Honig darauf geträufelt und die Nudel auf einem Teller präsentirt. Zu der Festlichkeit, wenn solche Butternudeln verzehrt werden, wird der Ortspfarrer eingeladen. Man hält diese Butternudeln besonders für kräftig und heilsam, weil da das Vieh schon gute Kräuter bekommt, und ohne diesen Erstlingssegen darf der Pfarrer nicht sein.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 96.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sitten und Gebräuche
Sitten und Gebräuche