132. St. Johann Baptists Tag in Konstanz.

[107] Dieser St. Johannistag (24. Juni) wurde wie ein Sonntag in ganz Deutschland gefeiert. Nach einem alten Brauche sammelten sich die Kinder des Nachmittags in verschiedenen Abtheilungen, zogen von Haus zu Haus und bettelten Holz zum sog. St. Johannisfeuer. Hatten nun die Kinder in einer Gasse eine erkleckliche Masse Holzes beisammen, so machten sie ein Feuer an und sprangen einzeln oder paarweise darüber. Da diese Feuer oft stark in die Höhe loderten, so wurden starke Sprünge erfordert, um über sie zu setzen. War die Freude lange genug genossen, so löschte man die Feuer aus. Als im Jahre 1805 ein etwa 14jähriges Mädchen beim Versuche des Hinüberspringens über ein hohes Feuer unglücklicherweise in die Flammen[107] fiel, sich die Hände und das Gesicht stark verbrannte und in einem Auge erblindete, verbot die Stadtbehörde dieses Feuermachen in den Gassen, weil sie es schon lange ungern gesehen hatte.

Vom Damme aus sah man an diesem Tage, sobald es zu dunkeln anfing, eine Menge Feuer auf den Bergen im Schwaben- und im Schweizerlande.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 107-108.
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