148. Pfingstfeier in Hohenstadt.

[122] Nach verabredetem Pfingstritt wird den Tag vorher auf der Waide draußen gerauft. Der Stärkste wurde am Feste Pfingstmeister; der Zweitstärkste der Pfingstlümmel; der Drittstärkste der rechte Trabant, und so fort je nach Kraft- und Stärkeabnahme ein niederes Amt. Am Pfingstmorgen in aller Früh wurde vor Sonnenaufgang alles Vieh auf die Waide getrieben; welcher zulezt kam, dem wurde ein Dornenbüschele auf den Rücken gebunden und mußte so im Zuge herein, bis es ihm abgenommen und in die Hüle geworfen ward. Draußen wurden vor der Kirche alle Vorbereitungen zum Zuge getroffen. Der Waidplatz war in der[122] Regel für diesmal nahe am Flecken. Die Reiter erschienen alle in frischen Hemden, nobel gekleidet und ausstaffirt, über den andern Kleidern mit roten Maschen und Bändern geziert. Einer wurde draußen mit Laub dicht eingebunden, seltener mit Stroh, und so unkenntlich gemacht. Er trug einen Maien, sei es einen buchenen oder birkenen. Der Zweite war der Pfingstlümmel, mit zwei Trabanten rechts und links; vor ihm der Pfingstmeister mit Fahnen und Maien. Die Trabanten trugen Schleppsäbel. War Alles geordnet, so ging der Zug in den Flecken herein, Alles zu Pferd. Bei der Kirchthüre stand ein Aufmerker, bis das lezte Evangelium geläutet wurde (der Wettersegen), und dann kam der Pfingstritt herein. Die Zeit zeigte der Merker denen draußen an. Herinnen ritt man drei Mal um die Hüle und darauf wurde das Dornbüschelein in die Hüle geworfen. Die aus der Kirche kamen, eilten nicht gleich nach Hause, warteten und sahen zu. Beim Herumreiten hielt der Zug da und dort, und Einer fing an:


Ich bin dem Pfingstmeister sein Trabant,

Ich hab die Kugel in der Hand,

Mit Schießen, Fuchteln, Brennen

Kann mir der böse Feind Nichts abgewinnen.

Die Bauern wollen uns das Pfingstreiten verbieten,

Wir dürfen keine Rosse, keine Füllen mehr hüten.

Wir reiten wol unten, wol oben hinein,

Wir reiten das Pfingstbrücklein in den Boden hinein.

Mit was wollen wir das Pfingstbrücklein wieder machen?

Mit lauter gut gebackenen Sachen.

Wir wollten, die Küchlein wären bachen,

Wir thäten uns halber zu todt lachen,

Und noch an Schocha in's Hemd hinein machen.
[123]

Mehl, Schmalz, Bier, gebackene Küchlein wurden nun gegeben34.

34

Etwas Aehnliches, wie hier die Pfingstbrücke, erfahren wir aus Geratzhofen unter dem Schatzberg, Bezirk Schwaben und Neuburg in Baiern. Die Feier heißt »Wasservogel«. Der Reim lautet:

Mer reitet 's Brückle in Bode nein,

Mer wellet 's Brückle mache

Mit Eise und mit Gspache,

Mer wellet 's Brückle ziere

Mit Seide und mit Schniere.

Public. des Alterthumsvereines von Schwaben und Neuburg LXXV. 1857 (Herberger).

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 122-124.
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