163. Schlamperzeit39.

[164] Gewöhnlich ist die »Schlamperwoche« um Martini im Allgäu. Mit Ausnahme kleiner Geschäfte im Stall und Scheuer feiern die Dienstboten eine Martinioctav. Man geht in benachbarte Orte, Höfe, zu Verwandten, zu der Liebsten, in die Hohstube, Heimgart. Ueberall hält man einen guten Tag in sonntäglichem Anzug. Aermere Dienstboten verdienen anderwärts ein kleines Taggeld, spinnen für sich. Manchmal kommt man gemeinsam zusammen, wo die Geige nicht fehlen darf, zu der hie und da selbst der Lehrgehilfe sich herbeilassen muß. In Stuben, Hausgängen wird getanzt, immer in bloßen Strümpfen. »Ũförm« (Unordentlichkeiten) laufen mit unter.

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»Vnd es dahin richten, daß aller vnnötiger Schlamb, zerung, gastungen abgestellt.« II. Landrecht v. 1567. Reyscher IV. 216. Schlamp, Schlamperei ist also ein Sauf- und Freßfest, wo es derb hergeht. Ursprünglich scheint es keine böse Nebenbedeutung gehabt zu haben und bedeutete wol jedes vergnügte Zusammentrinken und Essen. Ueber die Worte »schlampern, schlampen« Weinhold, schles. Wrtbch. II. 83. Stalder II. 323. Reinwald S. 140. Rixner II. 116. Schmeller III. 449 (= comessatio, voc. 1618).

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 164.
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