22. Das Ehrenknallen am St. Stephanstag.

[11] In den zwischen der Echaz und Steinlach liegenden Ortschaften Wankheim, Mähringen, Ohmenhausen, Bezingen, Wanweil, Jettenburg und Kusterdingen ist an St. Stephanstag der Dienstbotenwechsel. Ist ein Knecht mit seinem Bauer gut ausgekommen, hat er sich wol gehalten, ist er ein guter Kamerad den Andern gewesen und kommt in einen Dienst wiederum, so holen ihn seine Kameraden, jeder mit einer Peitsche mit seidenen Bändern geziert, ab und begeben sich an einen freien Platz des Fleckens. Daselbst stellen sie sich im Kreise auf und beginnen ganz taktmäßig[11] zu knallen in Gegenwart des ganzen Volkes. So geschieht es an mehreren Plätzen des Orts. Nach diesem wird der Knecht in seinen neuen Dienst begleitet unter Knallen, wobei er selbst auch mitknallt. Ist das Diensthaus in einem andern Ort, so begleiten ihn seine Kameraden nach stattgehabtem Ehrenknallen im Heimatorte auch über Feld in aller Ruhe, feierlich-ernst, und führen, im fremden Orte angekommen, das Ehrenknallen ebenso wieder auf. Dieses Fest wird jedesmal erst nach schultheißenamtlicher Erlaubniß abgehalten.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 11-12.
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