37. Freinächte.

[18] In den Freinächten wetteifern in Ertingen die jungen Bursche mit dem Hexenheer in Ausübung von Bosheiten. Da ist kein Geschirr noch Schiff sicher. Ackergeräthe werden weit auseinander auf Felder und Berge getragen; Wagen zerlegt, ja bisweilen in der Stube des Bärnhäuters wieder aufgeschlagen, daß die Deichsel zum Fenster hinausschaut und mit Mist vollgeladen. Schwingen in Jauche getaucht, Beischwingen in Gillenlöcher versenkt, Melkkübel und Melkstühle auf hohe Weiden- und Pappelbäume gesteckt, und so sie einer Blähmühle (Putzmühle) habhaft werden können, nehmen sie Bursche vor das Haus eines Furchtsamen, weil man ohnedies solche Nächte als des Teufels Mettennächt fürchtet, schütten Sand[18] auf und gerben, daß es einen Höllenlärm gibt. Dabei brüllen und unflathen die Bursche, daß man wohl glauben könnte, Urian mit seiner Rotte von Lotterbuben treibe seinen Schwank vor dem Hause.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 18-19.
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