44.

[21] Am »gumpigen Donnerstag« suchen die ledigen Leute in der Gegend von Saulgau Vormittags Fleischtöpfe mit Fleisch wegzupraktiziren, wo es nur immer angeht; oft nehmen sie auch blos das Fleisch. Solches wird nun mit der größten Freude von den ledigen Burschen verzehrt, der Hafen wieder unvermerkt an seinen alten Platz gestellt. Kann solches heimlicherweise nicht geschehen, so wird das Gefäß Nachts, wenn es nur irgend einen Wert hat, vor das betreffende Haus gesezt. Den Eigenthümern fällt es nicht ein, sich zu beklagen oder gar zu klagen. – Manchmal geschieht's auch, daß der betreffende Bursche noch zeitig genug gesehen[21] wird, dann sucht man ihm das Fleisch abzujagen, was aber sehr selten gelingt.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 21-22.
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