64. Das Bräutlingsbaden in Uigendorf.

[49] Dasselbe findet in Uigendorf und in allen übrigen Orten um den Bussen herum am Fastnachtdienstag statt. Alle diejenigen, welche im Laufe des verflossenen Jahres geheiratet hatten, heißen Bräutlinge. Sie machen sich schon Vormittags in einen benachbarten Ort und verstecken sich dort, wenn sie am Mittage von ihren Dorfbewohnern aufgesucht werden. Diese kommen in Menge dahin, meistens vermummt, und zwar als Teufel, Hexen etc.; da sezt es manchen Spaß ab. Bei der Ankunft des Zuges wird nach den Bräutlingen gefahndet, wobei die Buben eine Hauptrolle spielen. Bei diesem Suchen dürfen sie an Eßwaaren mitlaufen lassen, was ihnen eben gerade unter die Hände kommt: Schnitz, Eier, Fleisch, Würste. Mit den aufgefundenen[49] Bräutlingen geht's nun voll Jubel heim, und zwar vor den Pfarrhof. Dort wird jeder Bräutling einzeln an den mit Wasser gefüllten Brunnentrog geführt und gefragt, ob er Wasser oder Wein wolle. Sagt er Wasser, so wird er in den Brunnentrog getaucht; dafür ist er aber im Wirtshause den ganzen Abend frei und kann essen und trinken, was er mag. Sagt er Wein, so wird er nicht untergetaucht, hat aber dafür im Wirtshause brav zu zahlen.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 49-50.
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