66.

[51] An einem bestimmten Tage, ich weiß nicht genau ob an der Fastnacht oder an Pfingsten, ziehen die ledigen Bursche in einigen Gegenden durch des Dorfes Gassen mit Pfählen und Stangen, an denen Röcke und Hosen hängen. Diese[51] Gegenstände müssen an jenem Tage von den Mädchen sorgfältig verwahrt werden, denn was vor dem Fenster hängt oder in offener Kammer leicht zu bekommen ist, wird an die Stangen gehängt und herumgetragen. Je mehr solcher Sachen, desto größer die Freude und das Fest. Häfen und Nachtgeschirren ward besonders nachgespürt und ebenfalls, so man welche bekam, an Stangen gesteckt und mit ihnen umhergezogen. Diesen Gegenständen, besonders den Weibsbilderkleidern, that man allen möglichen Schimpf an. Der Name der Eigenthümerin wurde wiederholt ausgerufen.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 51-52.
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