173. Rechtsgebrauch46
a. Von Epfendorf.

[173] Zimmrer Chronik 1413 f.


Dises dorf ist ainest der graven von Sulz gewest und hat zu Neckerburg gehört, ist hernach den edelleuten von Stain zu lehen verlihen worden. Es hat alda drei meierhöf gehapt, die Freihöfe gehaißen, haben dem gotshaus Petershausen zugehört. Und wiewol die grafen und dann die edelleut vom Stain, als inen das dorf zu lehen verlihen, ires gefallens haben gericht megen halten, so hat doch der abt von Petershausen selbs oder sein anwalt drei tag im jar, nemlich am liechtmeßabent, am maiabent und an St. Martins abent, das gericht megen erfordern und besetzen, dazu hat er den grafen von Sulz oder den inhaber des dorfs auch laden sollen. Wann dann derselb kommen und ain federspil gehapt, het man von den höfen dem hapich[173] oder sperber ain schwarzen hennen geben und den hunden ain laib brot. Es het von langen jaren Hedwigis, ain herzogin von Schwaben, das almend zu Epfendorf der gemaind daselb umb gots willen geschenkt, desgleichen das wasser den Necker. Derselb ist so frei gewesen, daß auch die frembden und sonderlich welche die vier schloß, Urslingen, Herrenzimbern, Harthausen und Schenkenberg, besessen, weil dise heuser noch in die pfarr gen Epfendorf gehörend, daselb ires gefallens vischen mügen, doch die visch nit hintragen, sonder zu Epfendorf in diser Freihöf ainem essen sollen. Wann nun die, so also gefischet, in das dorf kommen und die visch süeden wellen, hat der mair uf dem ainen hof das salz geben müessen, der mair in dem andern hof die pfannen oder kessel leihen müessen, der drit mair aber, in dem man die visch essen wellen, hat das holz und fur (feur), nemlich guet dürr holz, geben müessen. Wa er sich aber des gespert oder kains gehapt, habend die gest guet fueg und macht gehapt, ain sparren von dem haus zu nemen und die visch mit süeden. Dise höf seind auch so frei gewesen, was ain teter begangen und in deren höf ainen kommen, ist er gleich so sicher gewesen, als ob er in die kirchen kommen wer; und ob der, dem der teter etwas zugefüegt, denselben in diser höf ainem, darein er fluchtweis kommen, mit gewalt hinausziehen oder sonst gewaltige hand an in legen welte, so ist der mair, der den hof besitzet, in zu beschürmen schuldig. Wa aber der erst nit nachlassen will, so mag er im den kopf auf seiner hausschwellen abhawen und soll im drei heller uf das herz legen, hiemit hat er in gebüesset und (ist) weiter darumb niemand nichts schuldig47.

46

Folgende drei Rechtsalterthümer sind aus der Chronik des Werner von Zimmern (16. Jahrh.) in Donaueschingen; wiewol mir der Text in Donaueschingen vorlag, benützte ich den Abdruck in Uhlands Pfalz Bodmann. Pfeiff. Germ. IV. 90 ff. Die Anmerkungen sind deßgleichen von Uhland.

47

Dem Herrschaftsrechte von Bodmann stellt sich die freie Fischerei im Neckar gegenüber. – Die Herzogin von Schwaben, welcher die Ertheilung dieser Freiheit zugeschrieben wird, ist dieselbe, die einst zu Walwies tagte (Anm. 49). In der Chronik von Petershausen steht eine Urkunde Königs Otto vom Jahre 994, wodurch er die Schenkung bestätigt und erneuert, welche von der Herzogin Hadewig (per traditionem bonae memoriae domnae Hadewigis ducis) besagtem Kloster mit dem Gute Epfendorf (praedium Epfindorf) und dessen ganzer Zubehör gemacht worden sei (Mone's Quellensamml. 1, 128 f. vgl. 131); zum Inbegriff der an das Kloster vergabten Rechte werden freilich auch Wasser und Fischereien gezählt (cum aquis aquarumve decursibus, piscationibus), jedenfalls aber hat die Rechtssage der volksfreundlichen Gesinnung jener merkwürdigen Frau ein dankbares Gedächtnis bewahrt.

Zum Schirmrecht der Freihöfe, das hier in besonders starken Zügen ausgedrückt ist, vgl. Rechtsalt. 886 ff.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 173-174.
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