296. Die Findelkinder in Konstanz.

[296] Den Kapuzinern legte man öfters früh oder spät Kinder, indem man durch starkes Anziehen der Portenglocke den Bruder Pförtner veranlaßt. Diese Kinder wurden von den Kapuzinern in das sog. Seelenhaus (Kreuzlinger Vorstadt Nr. 393) gegeben (dessen Amtmann das Haus Nr. 340 bewohnte), in welchem arme Kinder, die nicht Bürger waren, erzogen und ehemals Pilgrime, wandernde Juden und andere Arme meistens mit Habermus gespeist wurden. Später vereinigte man diese Stiftung mit dem Bürgerspitale.

Die in das Münster St. Stephan oder St. Johann gelegten Kinder wurden von diesen Stiften besorgt. Die Kinder hingegen, welche den Augustinern, Franziskanern und Dominikanern gelegt wurden, gaben dieselben jenen Personen zu erziehen, welche das Essen von ihnen hatten.

Man brachte sogar den benachbarten Frauenklöstern St.[296] Katharina und St. Adelheiden Kinder, die sie in die Kost gaben, später zu ihren Feldarbeiten verwendeten.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 296-297.
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