300. Festlichkeiten bei Empfang von hohen weltlichen und geistlichen Fürsten, sowie Geschenke an dieselben.

[299] Am Dienstag vor St. Katharinatag 1442 ritt der römische König Friedrich III. zwischen 3 und 4 Uhr Nachmittags von Stein am Rhein aus, mit ungefähr 700 Pferden in Konstanz ein. 300 Pferde wurden mit Wägen, welche mit großem Gute beladen waren, nach Innsbruck geschickt. Der Rat ordnete zum Empfange des Königs acht Mann von den Geschlechtern und eben so viele von der Gemeinde und den Zünften ab. Die dazu befohlenen Reiter ritten ihm bis zu einem Acker entgegen, auf der andern Seite des Siechenhauses bei Triboltingen. Als er herannahte, saßen sie ab und warfen sich auf ihre Knie nieder. Der Bürgermeister Hans von Cappel hielt darauf eine Anrede an den Kaiser.

Die ganze Pfaffheit, Schüler und alle Mönchsorden, sowie der Bischof mit den Heiligthümern gingen ihm bis zum Reinporterthor (dem spätern sog. innern Paradieserthore) entgegen. Als der König das Heiligthum erblickte, stieg er vom Rosse ab. Der Bischof empfing ihn mit dem großen Kreuze, welches der König küßte. Darauf sezte sich der Leztere wieder zu Roß und ritt unter einem Himmel, getragen von Ulrich Blarer, dem Langen, Diethelm Schiltar, Berthold dem Reichsvogt und Babenberg, sowie vier Vorstangen um ihn, getragen von vier Räten. Die dazu Befohlenen gingen vor ihm her. So ritt er auf die Pfalz (beim Münster), wo er Herberge nahm, unterm Geläute aller Glocken.[299]

Am 23. November tanzte der König auf der Katze (der Trinkstube der Patrizier) mit denen von den Geschlechtern, welche Schulthais namentlich anführt. Von Petershausen nahm er bei seiner Abreise viele Reliquien vom hl. Gebhard und ein großes Stück von zwei heiligen Jungfrauen mit sich.

Die Empfangsfeierlichkeiten König Maximilians I., welcher am Dienstag nach St. Margrethatag 1492 von Buchhorn (jetzigen Friedrichshafen) nach Konstanz kam, unterscheiden sich wesentlich von den früher geschilderten. Die Konstanzer fuhren ihm auf zwei wohlgerüsteten Schiffen bis gegen Buchhorn entgegen. In einem der Schiffe waren einige Räte, im andern aber viele gerade starke Knechte. Als der König näher zur Stadt kam, erblickte er ein großes Schiff, von etlichen Gesellen zugerichtet. Sie hatten eine Diele (Bühne) auf das Schiff gemacht und tanzten unter einer darüber gespannten Hütte von Reisig einen hübschen mohrischen Tanz. Alle im Schiffe waren nackt und schwarz angestrichen. Sie hatten eine Scheibe oben auf dem Segelbaume angebracht, auf welcher drei Personen sitzen konnten. Diese sprangen in das Wasser und klommen an den gespannten Segelseilen auf und nieder. Vom Kaufhause aus schoß man mit vielen Hackenbüchsen strenge. Dies Alles gefiel dem Könige wohl, sowie die schöne Lage der Stadt.

Die übrigen Feierlichkeiten glichen den vorigen, nur zogen noch 400 wohlgerüstete Knechte im Harnisch vor und nach dem Könige, von der St. Konrads-oder Fischbrücke bis auf die bischöfliche Pfalz, und machten dort ein Rädlein, was dem Könige gar wohl gefiel. Als er in das Münster kam, sang man ein Laudamus.

Als König Maximilian im Jahre 1506 mit seiner Gemahlin auf einige Zeit nach Konstanz kam und daselbst einen[300] Reichstag hielt, bereiteten ihm die Bürger ein eigenes Vergnügen, welches unsere heutigen Feuerwerke vertreten mußte. Sie rüsteten nämlich ein Faß aus, in welches man viele Löcher bohrte und in dieselben einen halben Schuh lange Büchslein steckte. Dergleichen Büchslein waren es wohl 350. Dieses Faß, sowie noch zwei andere füllte man mit Spähnen und that sie in ein Schiff. Dieses führte man Nachts um 10 Uhr auf den See hinaus und zündete die Fässer an. Da gingen die Büchslein alle nacheinander los. Dabei waren auch Trompeter und Herbögen.

Mit viel größerem Pompe als Maximilian wurde Kaiser Ferdinand am 13. Jänner 1563 empfangen, als er nach Konstanz kam. Ihm entgegen ritt der Bischof mit seinen Amtleuten und andern guten Gesellen, bis in die 50 Pferde. Desgleichen der Stadthauptmann Spät zu Sultzburg sammt den ihm Zugeordneten aus dem großen und kleinen Rate, Felix von Schwartzach mit etlichen gesäuberten Thorschlüsseln an einem roten seidenen Bändchen, und sonst noch etliche gute Gesellen, so daß es ungefähr 25 Pferde waren141.

Das Fähnlein Knechte, 400 Mann stark, zog mit einem neuen größern Fahnen, wozu man 72 Ellen Seidenzeug brauchte, auch mit den Uebrigen auf die Egarten, die an's Wollmatinger Holz stoßt, wo der Stadt Konstanz niederes Gericht ein Ende hat.

Die Verordneten des Rates und die Reisigen ritten durch das untere Petershauser Thor herein, und als der Kaiser durch das obere Thor kam, zogen sie im Vortrabe in die[301] Stadt ein. Auf sie folgte das bischöfliche Hofgesinde, hernach der Hegau'sche Adel in guter Anzahl, die kaiserlichen Falkner, und auf sie das kaiserliche Hofgesind, dem sich der Stadthauptmann anschloß. Nach dem aus lauter Adelichen bestehenden Hofgesinde kamen zehn Trompeter und einer mit zwei Herbögken (Pauken?). Dieser schlug darauf und die Trompeter bliesen. Hierauf folgten zwei Herolde, wovon der eine den Reichsadler und der andere das ungarische Wappen trug. Ihnen nach ritt der kaiserliche Hofmarschall, Johannes Trutsam, der dem Kaiser ein bloßes Schwert vorführte.

Dieser selbst folgte zu Pferd in einem schwarzen Sammtrocke und schwarzen seidenen Hute, beim obern Petershauser Thore empfangen und begleitet von den Himmelträgern Hans Muntprat von Spiegelberg, Sebastian Bischof, Christoph Schulthais (dem Chronisten) und Marx Blarer. Nach dem Kaiser ritt der Bischof von Konstanz ganz allein in einem schwarzsammeten, kurzen Rocke. Auf ihn folgte des Kaisers übriges Hofgesinde, hernach die Hatschiere und zulezt das Fähnlein Knechte. Alle übrigen großen und kleinen Räte, die nicht verordnet waren, standen beim obern Petershauser Thore und zogen dem Kaiser in das Münster nach.

Als dieser beim (nun abgebrochenen) Staufe ankam, stieg er vom Rosse ab und trat unter den von vier Domherren, als: Graf von Zimmern, von Stein, von Hertenstein und Dr. Jakob Kurtz, getragenen Himmel, mit dem sie dem Kaiser bis über den Gatter hinaus entgegen gegangen waren. Den Stadthimmel empfingen die dazu geordneten Stadtknechte von den Herren zum Versorgen. Bei dem Gatter waren Decken ausgespreitet, worauf der Weihbischof unter[302] seiner Inful und mit goldenem Chormantel kniete, ein großes silbernes Kreuz in der Hand, das er dem Kaiser bot, der es küßte.

Darauf zog der Weihbischof voraus, und vor demselben die Domherren und die ganze Priesterschaft, alle in ihrem Habite. Diese gingen unter den Münsterhof umhin und zu der hintern großen Thüre hinein, gefolgt vom Weihbischof, dem Bischof und dem Kaiser. Als Lezterer zur Kirchenthüre eintrat, kniete der Weihbischof wieder auf einen Teppich, wie zuvor, ließ den Kaiser das Kreuz küssen und gab ihm das Weihwasser.

In Prozession ging der Kaiser nun in den Chor. Man sang das Te Deum laudamus herrlich und spielte die Orgel, was sich alles wohl eine halbe Stunde verzog. Unterdessen läutete man mit allen Glocken. Hernach begab sich der Kaiser wieder aus dem Chore herab und bewunderte die schöne Orgel. Die Domherren geleiteten ihn unter ihrem Himmel zur mittlern Thüre auf den obern Münsterhof hinaus und führten ihn auf die Pfalz.

Das Fähnlein Bürger zog auch auf den obern Münsterhof, und die Hakenschützen schossen alle ihre Gewehre ab, worauf das Geschütz auf dem Damme, 38 Stücke auf Rädern, auch abgeschossen wurde. Man ließ es dort stehen und ordnete zwölf Wächter dazu.

Der Traghimmel des Rates war von hübschem rotem Sammet, 5 Ellen lang und 4 Ellen breit. Er hatte 20 Ellen an 2 fl. 5 Schillinge und war mit schönem roten Taffet überzogen. Sammt und Taffet kosteten 55 fl. (= 156 fl. 41 kr. im 24 Guldenfuße, der Gulden zu 2 fl. 483/4 kr. berechnet). Der Himmel hatte an den Rändern herum Fransen und vier Knöpfe mit Fransen. Dabei waren 12[303] Unzen Silber- und viele rote Nähseide. Dasselbige kostete mit dem Macherlohne 24 fl.

Dem Brauche nach gehörte der Himmel den kaiserlichen Lakaien. Man handelte ihnen solchen wieder um 24 Thaler ab, obgleich sie 56 Thaler begehrt hatten.

In der Mitte des Himmels war ein hübsches Kruzifix angebracht, welches man von den Barfüßern entlehnt hatte, bei denen es auf einem Meßgewand gestanden. Man gab es ihnen wieder zurück. Die vier Stangen, mit denen der Himmel getragen wurde, waren weiß und rot bemalt und hatten oben vergoldete Knöpfe.

Der Himmel der Domherren war viel länger, von einfachem schwarzen Damaste und hatte viel höhere Stangen. Die Domherren mußten den Lakaien auch 24 Thaler bezahlen.

Als am 23. Dezember 1436 Freiherr Heinrich von Höwen zum Bischof von Konstanz erwählt wurde, ritt er am folgenden Tage, einem Montage, in der Frühe mit allen Herren, Rittern, Knechten, Geistlichen und Weltlichen, Prälaten, Domherren, Sendboten der Städte u.s.w. mit 600 Pferden nach Gottlieben. Nach dem Imbisse sammelten sich die Domherren, Chorherren, alle Ordensleute mit ihrer Zierde, alle Kapläne und Schüler, die Prälaten mit ihren Infuln, und gingen um 2 Uhr aus dem Münster, wie am Frohnleichnamstage mit Gesang, Kreuzen und allen Heiligthümern. Nach den Geistlichen kamen die Ratsherren, denen gewappnete Knechte mit Stangen folgten, womit sie auf das Volk schlugen, damit es nicht auf die Herren eindringe.

Die Prozession ging aus dem Münster durch die Stadt und die Vorstadt Stadelhofen zum Emmishofer Thore hinaus und hielt auf dem Acker an der Schorenwies, links des Weges nach Bernrain. Hier stellte man das Volk an die[304] Zeugen der Straße; die Räte hielten an einer Kuppelen. »Da zog der Bischof von Gottlieben her die Hochstraß herein; es soll auch ein Bischof nit anderst inritten, denn über die Hochstraß« (zum Andenken an die Verlegung des Bisthums von Windisch nach Konstanz).

Da er zum Fallthore kam, das in den Acker ging beim Bilde, das da steht in dem Zweienweg gegen Bernrain und Emmishofen und dem Espan, stieg er vom Pferde und wartete. Das Gleiche thaten andere Herren auch, als die Aebte von Reichenau, St. Gallen, Einsiedeln, der Konstanzer Weihbischof, sowie Graf Hugo von Montfort, Meister des St. Johannesordens, und der Kommandeur des deutschen Ordens.

Hier wurden dem Bischofe die bischöflichen Kleider angezogen. Als die Herren da hielten, kamen alle Kreuze und die Geistlichkeit zu ihm, neigten sich vor ihm und gingen wieder zurück. Er wurde auf ein weißes Pferd gesezt, auf welchem er bis zum Emmishofer Thor ritt. Dort saß er ab und übergab das Roß seinem Marschalk, Ulrich Schiltar, zum Geschenke, wie diß Gebrauch war.

Als er abgestiegen war und als Bischof da stand, kamen die Räte von Konstanz, die er löblich und ehrlich empfing, und die sich ihm empfahlen. Deßgleichen that er auch wiederum gegen sie, und wurde ehrwürdiglich unter einem goldenen Himmel in die Stadt geführt, getragen von vier aus dem Rate, als Hans von Cappel, Heinrich Tettikoffer, Luitfried Muntprat und Ulrich Blarer, dem Kurzen. Unterdessen hatten sich alle gebotenen Leute versammelt, Mann und Weib, und die Räte nahmen die vier Stangen. An den Enden gingen sechs Ratsherren. Die Aufgebotenen hielten sich an die Ratsherren und kamen mit ihnen unterm Geläute[305] aller Glocken in die Stadt. Im Münster angekommen, wurde die Complet angefangen.

Es wurde verordnet, daß weder Frau noch Jungfrau vor die Stadt hinaus komme, bis der Bischof vor dem Emmishofer Thore vom Rate empfangen worden sei.

Man sagt, er sei mit 500, nach Andern gar mit 1600 Pferden eingezogen; so viel ist gewiß, daß solch' herrlicher Empfang lange vorher nicht gesehen worden war.

Mit weit weniger Feierlichkeit geschah am 11. Mai 1551 der Empfang des Bischofs Christoph Metzler von Andelberg. Es ritten ihm der Stadthauptmann Nikolaus von Pollweiler, sowie Sigmund von Landenberg und der Schnabel von Bregenz sammt ihrem Gesinde und zwei Domherren entgegen.

Vorne beim Staufe angekommen, stieg der Bischof mit seinen Räten und Edelleuten, sowie der Stadthauptmann mit den Seinigen vom Pferde. Im Geleite des Bischofs waren seine Vögte und Amtleute bis in die 30 Pferde gekommen. Er ging zu Fuß gegen das Münster. An der (nördlichen) Kirchenthüre beim Staufe erwartete ihn der Bürgermeister und der ganze kleine Rat. Ersterer hielt eine kurze Anrede an ihn, welche der Bischof beantwortete und darauf dem Bürgermeister und den Räten die Hand bot.

Hierauf gingen Alle in die Kirche, wo die Geistlichkeit den Bischof mit dem Gesange: Veni sancte spiritus empfing. Nach Beendigung desselben ging der Bischof durch die mittlere (südliche) Thüre gegen den obern Münsterhof in die Pfalz.

Während des bischöflichen Einzuges in die Stadt läutete man mit allen Glocken im Münster, aber sonst in keiner andern Kirche. Der Stadthauptmann, als Stellvertreter des[306] Königs, ritt dem Bischof zur Rechten, was ihm nicht gefiel. Sonst wurde keine der bei frühern Anlässen gewöhnliche Feierlichkeit gebraucht. Den 40 nur mit Hellebarden, aber ohne Harnisch auf ihn wartenden Bürgern wurden zwei Eimer Wein zum Vertrinken geschenkt.

Was den feierlichen Empfang Papst Johanns XXIII. im Jahre 1414 betrifft, so ist derselbe in seiner ganzen Ausführlichkeit in dem Werkchen: »Das Concil zu Konstanz in den Jahren 1414-1418« sammt dem Einzuge König Sigismunds geschildert.

Die Geschenke, welche die Stadt Konstanz den hohen Besuchern machte, waren oft recht ansehnlich und den Bedürfnissen der damaligen Zeit vollkommen entsprechend. Sie bestanden vorzugsweise in silbernen Bechern mit Geld darin, in Haber, Wein, Fischen und Ochsen.

Dem Könige Friedrich III. schenkte der Rat im Jahre 1442 einen hübschen silbernen Becher im Werte von 230 fl. (der damalige Gulden im 24 fl. Fuß = 3 fl. 115/7 kr.) und 200 fl. darin, während ihm die Chorherren 20 Malter Haber für seine Pferde und 2 Fuder Wein schenkten.

Als Kaiser Sigmund am Samstag vor Weihnachten 1430 mit großem Volke nach Konstanz kam, verehrte ihm die Stadt zwei Wägen mit Wein, worauf ein Fuder Elsäßer und zwei Fuder Landwein waren; eben so weiters drei Wägen mit Haber, bei 40 Malter, und nebenbei noch zwei hübsche große Ochsen.

Die Churfürsten von Mainz und Trier, welche am 17. August 1551 die Stadt Konstanz besuchten, erhielten jeder 20 Eimer halbweißen und halbroten Wein (das Fuder zu 30 Eimern an 32 Maas), 3 Malter Haber, von dem das Viertel (16 Viertel = 1 Malter) 4 Schilling (der[307] Schilling1111/64 kr. wert) kostete, und Beide zusammen 7 Brenten mit guten Fischen zum Geschenke.

Ebenso verehrte der Rat dem Herzog Albrecht von Baiern im Jahre 1556 bei seinem Hierherkommen einen Wagen mit drei Fässern, die etwas mehr als ein Fuder thaten, und mit Brenten guter Fische, die 7 Pfund Pfenning kosteten (das damalige Pfund Pfenning im 24 fl. Fuße = 3 fl. 439/32 kr. werth). Das Gleiche geschah auch dem Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg und dem Grafen Georg Ernst von Hennenberg, welche 1568 nach Konstanz kamen. Sie erhielten 3 Fässer Wein, zusammen 1 Fuder auf einem Wagen, 12 Säcke Haber an 6 Viertel, und 5 Brenten Fische zu 6 Pfund 7 Schilling zum Geschenke. Aehnliche Gaben wurden auch bei festlichen Anlässen an Privaten gegeben, besonders Wein und Fische.

Welch' besondern Werth man am See auf die Geschenke an Fischen legte, beweist noch ein anderer Vorfall. Als nämlich der Rat in Konstanz erfuhr, daß der Erzherzog Ferdinand im Jahre 1567 durch Schwaben nach Innsbruck reise, überschickte er ihm 6 gute lebendige Förinnen (Forellen) in einem tannenen, mit Barchet ausgespannten Fasse, damit sie sich nicht abstießen. Diese Fische wurden durch Konrad Schriber dem Erzherzoge, welcher darüber sich verwunderte und ein gnädiges Gefallen daran hatte, in Saulgau übergeben. Sie wurden im Wagen des Spitals geführt, wozu man sich unterwegs der Miethrosse bedienen mußte, und kosteten in Allem 14 Pfund 9 Schilling 7 Pfenning (im 24 fl. Fuße nahe 54 fl.).

Am 1. Februar 1586 beschloß der Rat, daß »wenn in Zukunft wieder Fische, Haber und Wein hier ankommenden fremden Herren geschenkt werden sollen, das Steueramt nur[308] die zwei ersten Artikel zahlen, hingegen dem Spital für den Wein nichts gegeben werden solle,« eine gewiß zweckmäßige Verfügung, um auf Kosten Anderer Geschenke zu machen.

Andere Städte machten den Fürsten bei ihren Besuchen so ziemlich die gleichen Geschenke. So z.B. verehrte der Rat zu Augsburg im Jahre 1458 dem Herzog Albrecht von Oestreich einen kostbaren goldenen Zeug zu einem Kleide, desgleichen Wein, Haber, ein Paar gemästete Ochsen und Fische; seiner Gemahlin aber eine vergoldete Schale mit 60 Goldgulden und vieles Zuckerwerk, und die Geschlechter stellten diesen vornehmen Gästen zu Ehren auf dem Tanzhause einen Tanz an142.

Mit den Geschenken der Stadt Konstanz an ihre Bischöfe beim Einzuge wurde auf andere Art verfahren, die sich auf alten Brauch gründete, dessen Entstehungsweise der Chronist Christoph Schulthaiß selbst nicht mehr anzugeben weiß. Als daher Bischof Heinrich von Höwen im Jahre 1436, am Tage nach seinem Einzuge in Konstanz, am Weihnachtsfeste, im Beisein aller Prälaten mit ihren Infuln das Amt im Münster hielt, opferten die Räte in einem messingenen Becken 50 Pfund Heller und 30 Pfund Pfenninge (ein damaliges Pfund Pfenninge im 24 fl. Fuß 3 fl. 413/7 kr. und ein Pfund Heller die Hälfte davon wert) ebenfalls in einem eigenen Becken, wie es ihre Gewohnheit von Alters her war, sezt Schulthaiß hinzu.

Nachher wurde ihm von Prälaten und andern geistlichen und weltlichen Personen großes Gut geopfert. Die Domherren schenkten ihm einen großen silbernen Kopf und viele Gulden darin; die Kapläne im Münster 30 fl. (der damalige[309] Gulden im 24 fl. Fuß = 2 fl. 351/13 kr.); die Chorherren von St. Stephan 6 Malter Haber, die von St. Johann 4 Malter Haber, die Aebte von St. Gallen und von der Reichenau jeder 2 große Ochsen, und so Jedermann nach seinem Vermögen.

Die verschiedenen Aemter des Bischofs hatten sich auch zum Empfange gerüstet. Das Spießamt hatte Diepold Gumpost, ein Bürger von Konstanz. Dieser mußte so viele Spieße geben, als ihm zum Braten erforderlich schien, und durfte sie im Schwaderloh hauen. Er ließ also einen Wagen voll solcher Spieße hauen und auf den obern Münsterhof vor die bischöfliche Pfalz führen. Sein Recht war, so viele Spieße er herführte, so viele Braten oder Hühner soll man ihm dafür geben. Der Bischof kam mit ihm überein, für dieses Recht ihm 5 Pfund Heller zu geben. Der das Krautlehen hatte, mußte alles nothwendige Kraut liefern.

Sechsundfünfzig Jahre später, im Jahre 1492, hatte der Rat sein Geschenk schon bedeutend vermindert, indem er Bischof Perlorer, der am 3. Juni von Meersburg aus nach Konstanz gekommen war, nur noch 16 Pfund Pfenning in einem messingenen Becken opferte, das 7 fl. kostete. Fünf Jahre darauf, im Jahre 1497, erhielt der erwählte Bischof Hugo von Hohenlandenberg die eben genannten 16 Pfund Pfenning in einem messingenen Becken von 3 fl. im Werte, und es wurde dies in's Ratsbuch geschrieben, damit man später auch nicht mehr gebe.

Als Bischof Christoph Metzler am 17. Mai 1551 wieder nach 25jähriger Abwesenheit der Bischöfe von Konstanz das erste bischöfliche Amt daselbst hielt, erinnerte sich der Rat des Eintrags in's Ratsbuch und ließ durch seinen Bürgermeister[310] dem Bischofe 16 Pfund Pfenning opfern (das damalige Pfund Pfenning im 24 fl. Fuße = 3 fl. 439/32 kr.).

141

Die alten Geschlechter oder Patrizier hatten in Konstanz aus verschiedenen Ursachen sehr an Zahl abgenommen, und waren theils weggezogen, theils ausgestorben.

142

Stetten, Geschichte Augsburgs, I. Bd. S. 182.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 299-311.
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