329. Hochzeitsbräuche aus dem Hohenlohe'schen.

[387] In Niederstetten wird die auswärtige Braut vierspännig abgeholt. Den Hausrat bringen vier Ochsen oder vier Pferde; oben auf dem Wagen eine Wiege mit Bettchen. Die beiden »Smëllerne«, wie die Brautjungfern heißen, sitzen auch oben; eine mit der Kunkel, die andere mit dem Spinnrad, welche Sachen herrlich geziert sind und von Bändern flattern. Die »Smëllerne« müssen Acht geben auf die Wiege, die von den Gesellen gern gestohlen wird. Abladen müssen Gesellen und Schmellerinnen insgesammt. Damit die Wiege nicht gestohlen wird, sucht man sie recht zu verstecken, ja oft schafft man sie in die Scheuer oben hinauf und bindet sie an, daß sie nicht gestohlen werden kann; nicht selten nimmt man dazu gerade die Sperrkette.

Am Hochzeitstag holt der Pfarrer die Brautleute in ihrem Hause ab; dafür bekommt er ein seiden Tüchlein als Geschenk, das auf einem Teller in die Kirche getragen wird.

Bräute, die schon ihr Kränzlein verloren, haben gewöhnlich am Montag und Mittwoch, die andern am Dienstag Hochzeit.

Am Freitag vor der Hochzeit kommt der Brautwagen.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 387-388.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sitten und Gebräuche
Sitten und Gebräuche